Zimmer mit Aussicht

So, ich bin wieder zu Hause. Diese kleine Dachgeschosswohnung ist wirklich süß, aber mir fehlt natürlich sofort Marias Balkon! Ohne Vorhänge, bei 26 Grad draussen, gen Westen und unterm Dach – schlimmer kann es nicht sein. Ich hänge Handtücher vor die Fenster und reisse sie weit auf. Aber der Blick über Östermalms Himmel versöhnt mich. Hier ist man eben doch ganz oben. Von meinem Schlafzimmer kann ich auf das Dach steigen und gucke, ob Karlsson in der Nähe ist, um mir die letzten Fleischbällchen zu klauen. Nichts. Aber er kann jederzeit angebrummt kommen, meine kleine Küchenecke gibt ja kulinarisch einiges her.

Über meine nächste Bleibe im Vorort Bredäng wird rechtzeitig berichtet. Aber ob in Östermalm, Vasastan oder Bredäng, hier läuft alles elektronisch. Während in Bredäng mit i-phone-Stöpseln der Abwasch gemacht wird, zeigen Teenies in Norrmalm im Bus ihre i-phones zur Fahrkartenkontrolle vor. Kaum eine Businesswoman in der City, die nicht früh morgens Telefongespräche mit Knopf im Ohr führt, und laufen tut ohne Musik ja eh schon lange keiner mehr. In die Häuser kommt man nur, indem man den Chip an das Display hält, und im Verlag muss man aufpassen, dass man nicht nach 18.00 Uhr im Treppenhaus eingesperrt wird, wenn man den Code für die Ausgangstür nicht dabei hat.

Auch die in Mietshäusern üblichen Tvättstugas (Tvättstugor, Tvättstugarnor?) – gemeinsam zu nutzende Waschräume mit riesigen Waschmaschinen und Tumble Dryern, Trockenschränken und Mangel – sind nur per Chip und Display zu buchen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten war es mir gelungen, in Vasastan einen Montag abend zu sichern.

Als ich aber am 7. Juli um 7.00 Uhr morgens vor der Tür stand, wurde ich trotz Schlüssels nicht reingelassen und musste feststellen, dass meine Buchung gelöscht wurde. Von mir natürlich. Ich hatte nämlich einen Tag vorher den Termin kontrolliert („visa boka“) und gefunden, aber als ich das Menü des elektronischen Displays verlassen wollte, wurde noch gefragt: „Avbokna passat?“ und man konnte nur „Ja“ oder „Nej“ antworten. Ich habe ja gesagt. Dass „avbokna“ abbuchen heisst, wird jedem sofort klar sein. Und bei „passat“ habe ich gleich an überspringen gedacht. Also „abbuchen überspringen“, d.h. nicht abbuchen. Also JA, nicht abbuchen. Äh, JA, überspringen. Oder? Oder vielleicht doch: NEIN, nicht abbuchen? Das habe ich ein paar Mal in meinem Gehirn hin- und hergeschoben.

„Passat“ ist aber kein Verb, sondern ein Substantiv. Und heisst „Buchungstabelle“, hier schlicht „Termin“. Also „Termin abbuchen?“ Ja. Na das soll mal einer verstehen! Warum fragen die mich überhaupt, ob ich abbuchen will, wenn ich nur die Tabelle sehen will?

Quizfrage 13: In welchem Stockholmer Stadtteil wohnt Karlsson vom Dach?

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